Was ist quaddeln?
Quaddeln beschreibt das Einspritzen eines Arzneimittels direkt unter die Haut. Ich nutze dazu Procain. Das ist ein Lokalanästhetikum vom Esther-Typ. Es hat den großen Vorteil, dass es nicht über die Leber abgebaut wird (wie zum Beispiel Lidocain) sondern direkt im Gewebe. Außerdem ist es ein sehr gut getestetes und sehr gut verträgliches Arzneimittel. Allergische Reaktionen kommen extrem selten vor.
Es bildet sich direkt unter der Haut eine Quaddel, also eine Blase, in der 0,5-1 ml Procain deponiert wird. Dieses diffundiert in den nächsten 15-30 Minuten durch das Gewebe. Diese Therapieform kann bei der Behandlung von verhärteten Triggerpunkten und bei Schmerzen der Muskulatur helfen.
Da jedes Organ auch eine Beziehung zu einer bestimmten Hautregion (Head’sche Zonen) hat, kann auch über Quaddeln an der Haut indirekt das Organ beeinflusst werden. Ein Beispiel wären hier die rechtsseitigen Schmerzen am Schulterblatt bei einer Gallenblasenentzündung.
Es treten hier verschiedene Wirkungsweisen auf. Der Nadelstich setzt einen Reiz ähnlich einer Akupunkturnadel, das Procain selbst regt die Durchblutung im Gewebe an und ändert das Milieu des Gewebes. Ein verhärteter Muskel hat einen beeinträchtigten Zellstoffwechsel. Dadurch „übersäuert“ der Muskel und er verspannt sich noch weiter. Ein Teufelskreis, der durch das Quaddeln unterbrochen werden kann. Dazu kommt noch die lokal entspannende Wirkung.
Sonderfall Narben unterspritzen
Narben sind oft verhärtet und machen damit Probleme. Nicht nur die spürbar eingeschränkte Beweglichkeit des Gewebes stört, sondern auch die Narbe an sich kann sich als Störfeld für den gesamten Organismus auswirken. Auch eine Narbe wird mit Procain unterspritzt. Damit kann das verhärtete und verbackene Gewebe durch das Einspritzen selbst und die nachfolgende stärkere Durchblutung weicher und beweglicher werden. Mögliche Störfelder können dadurch beseitigt werden. So können bei dem sogenannten „Sekundenphänomen“ nach Huneke Schmerzen an einem anderen Ort des Körpers nach Unterspritzen einer Narbe (egal wie alt und wie gut verheilt oder an welcher Stelle) plötzlich verschwinden.
Injektionen in Muskeln
Zur direkten Behandlung von verspannten Muskeln, zum Beispiel neben der Wirbelsäule (oft bei viel sitzender Tätigkeit) oder auf und zwischen den Schultern, kommen andere Mittel zum Einsatz. Bei mir hauptsächlich Traumeel ® von Heel und Milchsäure Potenzakkord ® von Pflüger. Diese werden tiefer direkt in den verspannten Muskel appliziert. Die Wirkweise ist ähnlich dem Quaddeln, nur direkter und ohne die betäubende Wirkung.
Abgesehen von schmerzenden Muskeln, können auch Vitamine in den Muskel gespritzt werden. Vor allem B-Vitamine werden so in höheren Dosierungen als Depot verabreicht. Allerdings nur, wenn eine Einnahme als Tablette nicht möglich ist, weil durch Magen- oder Darmprobleme eine ausreichende Aufnahme nicht gewährleistet werden kann.